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Gab es jemals einen König in der Schweiz?
Gab es jemals einen König in der Schweiz? Neuenburg trat im September 1814 als eigenständiger Kanton der Eidgenossenschaft bei, behielt jedoch gleichzeitig einen königlichen Herrscher: den König von Preußen. Neuenburg war somit sowohl Teil der jungen Schweiz, die gerade ihre heutigen Landesgrenzen festlegte, als auch ein preußisches Fürstentum.
Diese Doppelrolle, die beim Wiener Kongress 1815 bestätigt wurde, sorgte Mitte des 19. Jahrhunderts für Aufregung am Neuenburgersee. Die Schweiz hatte also vielleicht keinen vollständigen, aber zumindest einen „Viertelkönig“.
Der Aufstand der Revolutionäre
Als 1848 in Europa überall liberale Revolutionen ausbrachen, ergriffen die Monarchiegegner in Neuenburg ihre Chance und erhoben sich ebenfalls. Unter der Führung von Fritz Courvoisier und Ami Girard eroberten rund 1000 bewaffnete Aufständische das Schloss in Neuenburg und riefen die Republik aus.
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen war zwar nicht erfreut, konnte aber zu diesem Zeitpunkt nichts dagegen unternehmen, da er mit revolutionären Bewegungen in seinem eigenen Land beschäftigt war. Widerwillig akzeptierte er die neuen Verhältnisse, behielt jedoch seinen Anspruch auf das Fürstentum in der Westschweiz. Im Gegenteil, 1852 ließ er seinen Anspruch auf Neuenburg auf einer internationalen Konferenz in London bestätigen.
Der Aufstand der Royalisten
Die entmachteten Neuenburger Royalisten agierten in den folgenden Jahren im Verborgenen. Sie trafen sich zu geheimen Sitzungen und warteten auf den richtigen Moment, um ihrer Meinung nach die rechtmäßige Ordnung wiederherzustellen. Dieser Moment kam im September 1856. Nachdem der preußische König im August signalisiert hatte, dass er einen Putsch begrüßen würde, schlugen die Royalisten am 2. September zu. Mit einigen Hundert Männern eroberten sie das Schloss in Neuenburg zurück.
Doch die Republikaner gaben nicht auf. Mit Unterstützung der eidgenössischen Truppen schlugen sie den Aufstand schon am nächsten Tag nieder und nahmen etwa 500 Royalisten gefangen, denen nun ein Prozess und die Todesstrafe drohten.
Eine internationale Intervention
Diese Situation war für Friedrich Wilhelm IV. nicht mehr tragbar. Der preußische König verlangte die sofortige Freilassung der Gefangenen. Der Bundesrat, mittlerweile Teil des Konflikts, lehnte dies ab, ebenso wie eine Amnestie für die festgesetzten Royalisten, es sei denn, Friedrich Wilhelm verzichte auf das Fürstentum in der Westschweiz. Ein unannehmbares Angebot für einen König! Preußen brach die diplomatischen Beziehungen zur Schweiz ab und bereitete sich auf einen Krieg vor.
Auch die Schweiz rechnete mit einem bewaffneten Konflikt und mobilisierte Truppen. Am 27. Dezember 1856 wählte die Bundesversammlung Guillaume-Henri Dufour zum General. Unter Dufours Kommando wurden rund 30.000 Soldaten an den Rhein verlegt, um die Grenze zu sichern.
Eine friedliche Lösung
Der drohende Konflikt kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt für Europa, das gerade erst den Krimkrieg (1853-1856) hinter sich gelassen hatte. Frankreich und Großbritannien, die großen Mächte, wollten um jeden Preis einen neuen Konflikt vermeiden und schalteten sich ein. Schließlich gelang es Napoleon III., den preußischen König von einem Feldzug abzubringen. Dabei spielte ihm die kritische Haltung der süddeutschen Bevölkerung in die Hände, die einen preußischen Feldzug überwiegend ablehnte und damit die logistische Unterstützung erschwerte. Auch innerhalb der preußischen Armee gab es viele, die den Sinn des Angriffs nicht verstanden, da Neuenburg weit entfernt und nicht wirklich als Teil Preußens angesehen wurde. Friedrich Wilhelm blies den Angriff schließlich ab.
Im Januar 1857 wurde der Konflikt beigelegt und die inhaftierten Putschisten freigelassen. Nach vielen Verhandlungsrunden verzichtete der König von Preußen im Mai desselben Jahres auf seine Rechte an Neuenburg, behielt jedoch den (wertlosen) Titel „Fürst von Neuenburg“, was vor allem in der britischen Presse belächelt wurde. Den Neuenburgern war das egal: Sie waren nun vollständig Schweizer.
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